Einfach nach Syrien zurückschicken geht nicht

Die Evangelisch-reformierte Kirche verstärkt ihr Engagement für syrische Flüchtlinge im Libanon. Viele Probleme der Geflüchteten seien in Deutschland und Europa nicht bekannt, sagte Kirchenpräsident Martin Heimbucher dem epd am Mittwoch (29.August 2018) nach seiner Rückkehr aus Beirut. Auf einer mehrtägigen Reise traf Heimbucher Vertreter der Evangelischen Kirche in Syrien und dem Libanon und besuchte ein Flüchtlingslager nahe der syrischen Grenze.

Im Libanon werde zurzeit begonnen, die ersten Flüchtlinge nach Syrien zurückzuschicken, berichtete der Kirchenpräsident. Dabei hätten viele syrische Flüchtlinge Angst, in ihre Heimat zurückzukehren, weil sie dort der Militärdienst erwarte. "Sämtliche jungen Männer zwischen 18 und 42 Jahren müssen derzeit in Syrien zum Militär." Dort werde sicher sehr genau geprüft, auf welcher Seite der Konfliktparteien jeder Mann gestanden habe.

Der Kirchenpräsident appellierte an deutsche und europäische Politiker, sich eingehender mit der Rückkehr syrischer Flüchtlinge und den damit verbundenen Hürden zu befassen. Ein Rückkehr-Programm für Flüchtlinge aus Europa genauso wie aus dem Libanon müsse international begleitet werden. "Wir können die Menschen nicht einfach so dem Assad-Regime überlassen."

Es sei wichtig, dass Kirchen und internationale Helfer bei ihrem Engagement für die Syrer in libanesischen Flüchtlingslagern nicht nachließen, betonte Heimbucher. Neben der Wasserversorgung und der sanitären Ausstattung sei vor allem Bildung überlebenswichtig und zukunftsentscheidend: "Der Unterricht in den Lagern darf nicht von radikalen Kräften übernommen werden."

Die Evangelisch-reformierte Kirche unterhält seit drei Jahren Verbindungen zur Evangelischen Kirche in Syrien und dem Libanon (NESSL) und unterstützt die Bildungsarbeit ihrer Partnerkirche. 2016 war der Generalsekretär der NESSL, Joseph Kassab mit seiner Frau Najla, in Deutschland. Heimbucher vereinbarte jetzt mit Kassab, dass beide Kirchen ihre Beziehungen intensivieren wollten. "Die Christen im Nahen Osten brauchen unsere Solidarität."

29. August 2018
Evangelischer Pressedienst / Ulf Preuß, Pressesprecher


Bild oben: Kirchenpräsident Martin Heimbucher in einem Flüchtlingslager in der Nähe der libanesischen Stadt Zahle. Er hatte dort die Gelegenheit mit der Familie des Jungen in deren Unterkunft zu sprechen.

unten: Ferienprogramm für Kinder aus den Flüchtlingslagern der Region Zahle. Die Kinder kommen dorthin zu Fuß oder werden auf der offenen Ladefläche von LKW gefahren. In dem provisorischen Gebäude mit drei Klassen betreibt die Evangelische Kirche in Syrien und dem Libanon außerhalb der Ferien eine Schule für Flüchtlingskinder.

 

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