Kirchenpräsident verurteilt Missbrauch in Kirchen

Kirchenpräsident Martin Heimbucher hat in einem ökumenischen Gottesdienst zum Reformationstag den Missbrauch in den Kirchen scharf verurteilt. „Was für ein abgrundtiefer Skandal ist es, wenn in der Kirche bis heute einzelne ihre Macht missbrauchen, um sich andere gefügig zu machen“, sagte er am Mittwoch in der Kirche der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde in Westoverledingen-Ihren bei Leer: „So etwas schreit nach der Befreiung, die Christus schenkt und nach der Entmachtung derer, die andere für ihre eigenen Bedürfnisse ausnutzen.“

Die Kirche sei nicht Herrin über den Glauben der Menschen, sagte der evangelische Theologe, sondern seine Dienerin. Jeder Mensch habe seine von Gott geschenkte Würde, unabhängig von dem, was er tue. „Und darum richtet die Gemeinde ihr besonderes Augenmerk auf die Menschen, die in unserer Gesellschaft nicht die Chance haben, etwas aus sich zu machen: Behinderte, Arbeitslose, Kranke, Bedürftige.“

Alle Menschen stünden unter dem gleichen Licht von Gottes Barmherzigkeit. „Wer meint, es gebe in Deutschland oder in Europa eine 'Leitkultur', eine Lebensweise, der sich alle anderen unterzuordnen oder anzupassen hätten, verfehlt genau diesen Kern“, betonte Heimbucher. Denn das Christentum stehe für die Überwindung kultureller und sozialer Schranken. Freiheit, Frieden und Wohlstand seien ein Geschenk und eine Errungenschaft, die nur erhalten werden könnten, wenn sie mit anderen geteilt würden.

Das Verständnis von Freiheit dürfe nicht für andere definiert werden, sonst schlage es um in Unterdrückung: „Das Zusammenleben der Verschiedenen ist der Ernstfall der Freiheit.“ Das gelte sowohl für die Kirchen als auch die Gesellschaft. In Europa sei genau diese Freiheit heute an vielen Stellen gefährdet, mahnte der Theologe: „Meine Freiheit bleibt immer bezogen auch auf die Freiheit des anderen, des anders Lebenden und der anders Glaubenden.“

In Westoverledingen alle Kirchengemeinden zu einem gemeinsamen Gottesdienst eingeladen. Beteiligt waren die evangelisch-reformierten und evangelisch-lutherischen Gemeinden sowie die evangelisch-altreformierte, die römisch-katholische und die evangelisch-freikirchliche Gemeinde. (epd)

31. Oktober 2018
Evangelischer Pressedienst (epd)


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