#Seenotrettung - Unterstützung für neues Rettungsschiff

Die Sea Watch auf dem Mittelmeer (Foto: sea-watch.org)

Die Evangelisch-reformierte Kirche unterstützt die Initiative des Kirchentags und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), ein neues Rettungsschiff ins Mittelmeer zu schicken. „Wir stellen für die Anschaffung oder Entsendung 15.000 Euro bereit“, kündigte Kirchenpräsident Martin Heimbucher an. „Das Schicksal derer, die auf dem Mittelmeer in Seenot geraten, darf uns nicht gleichgültig sein.“ Heimbucher kritisierte Kriminalisierung ziviler Seenotretter. „Seenotrettung ist eine rechtliche Verpflichtung und ein Gebot christlicher Nächstenliebe.“

Die kirchliche Initiative für ein neues Rettungsschiff solle ein Zeichen setzen, das unsere Gesellschaft an ihre humanitäre Pflicht erinnert, so Heimbucher. „Solange es keine staatliche, von der Europäischen Union getragene Seenotrettung im Mittelmeer gibt, sind zivile Initiativen notwendig“, betont er. Die Unterstützung eines zivilen Rettungsschiffs sei aber auch eine Mahnung an die europäische Politik, dass es dringender denn je Seenotrettung und einen europäischen Verteilmechanismus für Bootsflüchtlinge brauche.

Die Evangelisch-reformierte Kirche ist die erste EKD-Mitgliedskirche, die eine Unterstützung für das Schiff zugesagt hat. Einen entsprechenden Beschluss fasst das kirchenleitende Moderamen diese Woche. Die Initiative zu dem Rettungsschiff entstand beim evangelischen Kirchentag im Juni in Dortmund. In einer Kirchentagsresolution forderten Besucher die EKD auf, die Initiative für ein kirchlich getragenes, ziviles Rettungsschiff zu ergreifen. Inzwischen engagiert sich die EKD dafür, ein breites Bündnis aufzustellen. Mitglieder eines Trägerverein sollen durch ihren Beitrag die Anschaffung eines Schiffes unterstützen, das dann der Rettungsorganisation Sea-Watch e.V. zur Verfügung gestellt werden könne, heißt es bei der EKD.

Heimbucher wünscht sich, dass es gelingt, für das Rettungsschiff Unterstützung in ganz Europa zu gewinnen. Ihm sei bewusst, dass ein weiteres Schiff nicht die die Probleme von Flucht und Migration löse. „Es wäre aber ein starkes Zeichen, wenn sich viele Kirchen in Europa der Initiative anschließen“, betont der Kirchenpräsident.

23. August 2019
Ulf Preuß, Pressesprecher

#palermoappell; #seenotrettung


Der Palermo-Appell

Anfang Juni haben der Bürgermeister von Palermo und der EKD-Ratsvorsitzende, Heinrich Bedford-Strohm, den Palermo-Appell veröffentlicht, mit dem sie die EU zu einer Soforthilfe für Flüchlinge auf dem Mittelmeer auffordern.

Der Appell im Wortlaut

Europa hat gewählt. Die Europäische Union stellt sich in den kommenden Monaten neu auf. Gerade jetzt wollen wir denen eine Stimme geben, die derzeit im Schatten der großen Politik stehen. Denn weiterhin machen sich Menschen auf den Weg über das Mittelmeer. Migrationsbewegungen sind ein historisches Phänomen, das seine Ursprünge in dem Grundrecht der Menschen auf Mobilität hat. Auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen. Auf der Flucht vor Krieg, Armut und Klima-Katastrophen. In Hinblick auf das zu erwartende Ansteigen der Flüchtlingsströme im Laufe des Sommers ist es für die Europäische Union unabdingbar, sich auf ihre Grundwerte zu besinnen und Lösungen für die einzelnen Staaten zu finden, mit deren Hilfe neue Todesopfer im Mittelmeer verhindert und humanitäre Kanäle geschaffen werden können, und die die Rettung von Schiffbrüchigen und Menschenleben zur Priorität macht.

Das Mittelmeer ist weiterhin die tödlichste Grenze weltweit. Über 2000 Menschen sind 2018 im Mittelmeer ertrunken. Von hunderten Toten 2019 wissen wir. Viele sterben in diesen Tagen ungesehen, ohne in den Statistiken erfasst zu sein. Europa steht jetzt vor der Wahl: Wollen wir 2019 helfen oder wegschauen?

Gemeinsam mit vielen Verantwortlichen aus Kommunen, Kirchen und der Zivilgesellschaft meinen wir:

2019 darf nicht zu einem verlorenen Jahr für die Seenotrettung im Mittelmeer werden.
Die Kriminalisierung der zivilen Seenotrettung muss ein Ende haben. Jetzt!
Seenotrettung muss auch eine staatliche Aufgabe bleiben. Was ist aus der europäischen Seenotrettung geworden? Deutschland sollte hier ein Zeichen setzen und Schiffe entsenden!
Wir brauchen noch in diesem Sommer eine politische Notlösung, einen vorübergehenden Verteilmechanismus für Bootsflüchtlinge. Viele Städte und Kommunen in Europa wollen „Sichere Häfen“ sein! Lassen wir das Realität werden!
Wir brauchen in der EU eine „Koalition der Willigen“, die jetzt handelt. Und eine zukunftsfähige Migrationspolitik entwickelt. Denn Menschen ertrinken lassen oder in die Lager Libyens zurückschicken, kann keine Option für Europa sein.

Die Beteiligung an der Europa-Wahl war erfreulich hoch. Wir rufen auf: Macht die fünf Punkte unserer Erklärung zum Thema! Ladet eure neugewählten Europa-Abgeordneten zu euch ein – in eure Bürgerversammlungen, Kirchengemeinden, Schulen und Sportvereine! Europa: Wir müssen reden!

Hannover, 3. Juni 2019

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