„Wer die Würde des Menschen antastet, greift Gott selbst an“

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Kirchenpräsident Martin Heimbucher hat zur Verteidigung der Menschenrechte aufgerufen. Anlässlich des 70. Jahrestags ihrer Proklamation durch die Vereinten Nationen am 10. Dezember sagte er, in vielen Ländern würden die Grundrechte verletzt. „In unverschämter Weise versuchen Diktaturen mit ihren eklatanten Verstößen gegen die Menschenrechte international salonfähig zu werden, weil sie sich aufgrund ihrer militärischen oder ökonomischen Macht sicher fühlen.“ Obwohl die Erklärung von 147 Staaten unterzeichnet worden sei, stünden Menschenrechte oft nur auf dem Papier.

Dennoch hätte die Allgemeinden Erklärung der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen vor 70 Jahren eine enorme Bedeutung. Inzwischen seien die Menschenrechte aus dem Bewusstsein der Menschen nicht mehr wegzudenken. Es gebe viele internationale Organisationen, die sich ihrem Schutz verschrieben hätten. Ein Bespiel dafür sei der Internationale Gerichtshof in Den Haag.

Die Verteidigung der der Menschenrechte sei auch eine Angelegenheit der Kirchen, betont Heimbucher. „ Wer die Würde des Menschen antastet, greift Gott selbst an.“ Selbstkritisch räumt der Kirchenpräsident ein, dass die Kirchen lange gebraucht hätten, um zu erkennen, „dass Menschenrechte jedem Menschen zustehen, weil er ein Mensch ist“.

Auch in unserem Land gebe es Beispiele für die Missachtung der Grundrechte: Etwa wenn Populisten verkündeten, dass Muslime bei uns erst Religionsfreiheit in Anspruch nehmen dürften, wenn Christen in islamischen Ländern nicht mehr verfolgt werden. Heimbucher hält dem entgegen: „Wir können uns nur dann glaubwürdig an die Seite bedrängter Christen in anderen Ländern stellen, wenn wir genauso entschieden auch für die Glaubensfreiheit von Angehörigen anderer Religionen eintreten.“

Der Gedenktag am 10. Dezember sei ein Grund innezuhalten, so Heimbucher. Schließlich sei die Menschenrechts-Charta auch eine Antwort auf das Grauen des Zweiten Weltkriegs, die Barbarei des Nationalsozialismus und den Völkermord an den europäischen Juden. „Die Welt hatte erlebt, wohin es führt, wenn die Menschenrechte mit Füßen getreten werden.“

7. Dezember 2019
Ulf Preuß, Pressesprecher

 


Videostatement zum Tag der Menschenrechte

Fürbittengebet zum Tag der Menschenrechte


Gott des Lebens,
Du hast Recht gesetzt in unserer Welt.
Wo Du bist, zählen nicht mehr Geschlecht oder Hautfarbe, Herkunft oder Religion.
Es zählt der Mensch, jeder und jede Einzelne,
von Dir ins Leben gerufen und zum friedlichen Zusammenleben bestimmt.
Die Menschenrechte erinnern uns daran:
“Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“

Wir bekennen vor Dir die Schuld unserer Kirchen.
Lange haben wir uns gegen die Geltung der Menschenrechte gewehrt,
obwohl wir ihre Wurzeln in Deinem Wort erkennen können.

Wir danken Dir für alle Menschen,
die sich beharrlich für die Einhaltung der Menschenrechte einsetzen.
Behüte alle Frauen und Männer,
die sich mutig gegen Menschenrechtsverletzungen stemmen,
gegen Willkür und Folter, gegen Ausbeutung und Rechtsbeugung ,
und die den Opfern zur Seite stehen.

Wir bitten Dich für alle Menschen,
die für die Wahrung der Menschenrechte besondere Verantwortung tragen,
als Politikerinnen und Politiker,
als Fachleute der Justiz, der Wissenschaft und der Medien:
dass sie der Wahrheit die Ehre geben und Recht und Frieden fördern.

Gott des Lebens,
wo Du bleibst,
verlieren Angst, Vorurteile und Hochmut ihre Macht.

Wir bitten Dich für alle Menschen:
Für alle Frauen, denen ein Leben mit gleichen Rechten verwehrt bleibt.
Für alle Männer, die zum Kriegsdienst gezwungen werden.
Für die Unterdrückten und Ausgenützten,
für jene, die ihre Heimat verlassen müssen.
Für jene, die arbeiten,
ohne sich und ihre Familie wirklich ernähren und kleiden zu können.

Gott des Lebens,
zum 70. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte bitten wir Dich:
Lass diese Worte keine Floskeln sein,
sondern gib, dass den Worten Taten folgen.

Amen.

 


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