Frühjahrssynode 2012

Donnerstag, 24. Mai 2012

Die Gesamtsynode hat am Mittwochabend mit einem Abendmahlsgottesdienst in der Schweizer Kirche begonnen. Am Donnerstagmorgen haben die 62 Synodenmitglieder ihre Beratungen in der Johannes a Lasco Bibliothek aufgenommn. Schwerpunkt ist am Donnerstag das Thema Glaubenskurse. Dazu hält der ehemalige Bischof der Kirchenprovinz Sachsen und jetzige Professor in Halle, Axel Noack, einen Vortrag am Donnerstagabend. Er steht unter der Überschrift "Kann man Glauben lernen?" und beginnt um 19.30 Uhr in der Schweizer Kirche, direkt nebenan zur Johannes a Lasco Bibliothek.

Auf der Tagesordnung der Synode stehen zahlreiche Verfassungsänderungen sowie eine Beschlussvorlage zur Abschaffung des Einstellungsstopps für Pastorinnen und Pastoren. Im Bericht des Moderamens wird Kirchenpräsident Schmidt am Donnerstag zu aktuellen Fragen in der Evangelisch-reformierten Kirchen Stellung nehmen.

Nach dem Abendmahlsgottesdienst fand anlässlich des 80. Geburtstags des ehemaligen Präsidenten, Winfried Stolz, ein Empfang in der Johannes a Lasco Bibliothek statt. Die Laudatio hielt der ehemalige Präses der Gesamtsynode, Hinnerk Schröder aus Uelsen. Er würdigte besonders die Verdienste Stolz´ im Rahmen des Zusammenschlusses mit der Evangelisch-reformierten Kirche in Bayern sowie seinen Einsatz für die schwarzen Kirchen Südafrikas in Zeiten der Apartheid.

Foto unten: Dr. Winfried Stolz mit Hinnerk Schröder

Stärkung des Reformierten Bundes und der Weltgemeinschaft Reformierter Kirche

Die Evangelisch-reformierte Kirche will ihre konfessionellen Zusammenschlüsse auf Bundes- und weltweiter Ebene stärken. Im Bericht des Moderamens sagte Kirchenpräsident Jann Schmidt, dass sowohl die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK) und der Reformierte Bund in Deutschland mit finanziellen Problemen zu kämpfen haben.  Die Evangelisch-reformierte Kirche bemühe sich auf beiden Ebenen, zu einer finanziellen Konsolidierung beizutragen. Schmidt bezeichnete beide Vereinigungen als unverzichtbar.

Der neue Schatzmeister der WGRK, Vizepräsident Johann Weusmann, versuche derzeit  Kirchen aus der UEK, wie die Rheinische und Westfälische Landeskirche, für eine finanzielle Beteiligung zu gewinnen. Weusmann kündigte an, dass die WGRK in Kürze entscheide werde, wohin sie ihren Sitz von Genf aus verlegen werde. Derzeit verliert ein Großteil der Einnahmen durch Wechselkursverluste an Wert.

Auch der Reformierte Bund soll durch zusätzliche Finanzierung aus dem unierten Spektrum gestärkt werden. Kirchenpräsident Schmidt hat dazu vier leitende Geistliche aus Kirchen mit reformierter Prägung eingeladen. Gerade im Calvinjahr 2009 habe der Reformierte  Bund mit großem Engagement den reformierten Protestantismus gestärkt.

Foto unten: Auch der Generalsekretär des Reformierten Bundes, Jörg Schmidt, nimmt als Gast an der Tagung teil

Werbung um theologischen Nachwuchs

Die Evangelisch-reformierte Kirche will verstärkt um junge Theologen und Theologinnen werben. „Mittelfristig werden wir unsere frei werdenden Stellen nicht mehr mit dem eigenen Nachwuchs besetzen können“, sagte Kirchenpräsident Jann Schmidt im Bericht des Moderamens am Donnerstag. Derzeit habe die Kirche 22 Studierende, von denen die Hälfte bis 2014 ihre Prüfungen ablegt und damit ihr Studium abschließt.

Schon jetzt gebe es Probleme, vakante Stellen neu zu besetzen, berichtete Schmidt. Diese Situation werde sich in fünf bis zehn Jahren in Folge einer Pensionierungswelle zuspitzen. Darum solle eine derzeit ruhende Kooperation mit der Bremischen Evangelischen Kirche neu belebt werden. Ein Austausch von Pfarrern mit der überwiegend evangelisch-reformierten Lippischen Landeskirche laufe bereits. Außerdem solle der strikte Einstellungsstopp gelockert werden. Darüber sollen die 62 Synodalen am Freitag abstimmen.

Schmidt plädierte dafür, in den Gemeinden und über den Religionsunterricht an den Gymnasien noch mehr für den Pfarrerberuf zu werben. Außerdem kündigte er an, an einem neuen Pfarrerleitbild und Gemeindeleitbild zu arbeiten, das den gesellschaftlichen und kirchlichen Anforderungen gerecht wird. Schmidt sagte: „Wir brauchen ein Gemeindebild weg von einer pastoral versorgten Betreuungskirche hin zu einer Beteiligungskirche.“

Gesamtsynode wird nicht verkleinert

Die Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche wird nicht verkleinert. Die Gemeinden und Synodalverbände werden auch zukünftig 57 Synodale in die Gesamtsynode entsenden. Damit fand ein Antrag nicht die notwenige verfassungsändernde Zwei-Drittel-Mehrheit. Das Moderamen hatte vorgeschlagen, die Synode um 10 Mitglieder zu verkleinern und dies mit dem Rückgang der Mitgliederzahlen und einer besseren Arbeitsfähigkeit begründet. Auch sei es immer schwieriger, Ehrenamtliche zu finden, die für die Tagungen Urlaub nehmen.

Neben den gewählten 57 Vertretern gehören dem Gremium weiterhin der Kirchenpräsident oder die Kirchenpräsidentin sowie drei durch das Moderamen berufene Mitglieder an.

Ob der Vizepräsident oder die Vizepräsidentin als 62. Mitglied in der Synode und im Moderamen volles Stimmrecht erhält, wird am morgigen Freitag in zweiter Lesung entschieden. Ein entsprechender Antrag auf Änderung der Verfassung fand in erster Lesung die notwendige Mehrheit. Nach derzeit gültiger Verfassung gehört der Vizepräsident oder die Vizepräsident lediglich beratend den kirchenleitenden Gremien an.

Ebenfalls keine notwendige Mehrheit fand der Antrag, Pacht- und Arbeitsverträge der Kirchengemeinden nicht mehr auf der Ebene der Synodalverbände sondern von der Landeskirche genehmigen zu lassen. Dagegen wird die Anpassung des Pensionsalters des Kirchenpräsidenten oder der Kirchenpräsidentin an die gesetzliche Altersgrenze am Freitag in zweiter Lesung beraten. Auch dann braucht diese Verfassungsänderung eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Zur Zeit gilt noch das Ruhestandsalter von 65 Jahren.